Kritiken



Einer geht noch – Best of Adolphinum

Premiere: 06.11.2009, Stadttheater Lippstadt

 

 

WAZ (Witten) vom 6.2.2011:

 

Plötzlich macht die Schule Spaß

 

Von Anna Ernst

 

Witten. Es ist weit nach Schulschluss. Trotzdem ist die Aula des Albert-Martmöller-Gymnasiums am Freitagabend bis auf den letzten Platz belegt. Denn mit Hilfe der Kabarettgruppe „Die Daktiker“ lud der Schulverein zu einem kleinen Nachhilfeunterricht in Sachen Humor ein.

Der moderne Lehrer hat schließlich nicht immer viel zu lachen. Unterrichtsvorbereitungen, Schulinspektionen oder Streitereien im Lehrerzimmer sind nur einige der Hürden, die es jeden Schultag aufs Neue zu meistern gilt. Und als ob all das nicht schon anstrengend genug wäre, gibt es da auch noch die Schüler.

Die Gruppe „Die Daktiker“, das selbst ernannte „dienstälteste Lehrerkabarett Deutschlands“, lässt sich von diesen Alltagsproblemen aber nicht den Spaß verderben und zeigt, wie der kleine Kosmos „Schule“ für alle Beteiligten am besten auszuhalten ist: Mit viel Satire und einer großen Portion (Eigen-)Humor.

Das Quartett schlüpft dabei in die Rollen von vier ganz unterschiedlichen, klischeehaften Lehrerpersönlichkeiten, die zum großen Jubiläumsfestakt ihres fiktiven Traditionsgymnasiums „Adolphinum“ leider zu spät kommen. Vor den verschlossenen Türen finden sie nur noch den Sektempfang vor und lassen beim Genuss mehrerer Gläschen einzelne Episoden aus dem Alltag Revue passieren.

Von der PISA-Studie über Lernstandserhebungen bis hin zur Einführung der „Tuten- und Bläserklassen“ findet sich dabei fast jedes Schlagwort wieder, das in der langen Zeit vom Referendariat bis zur Frührente den Weg des Lehrers kreuzen kann. Natürlich dürfen dabei auch die typischen Lehrer- und Schülersprüche nicht fehlen.

„Seid hier nicht so albern. Das ist ja auch eure Zeit. Das geht alles von der Pause ab“, herrscht beispielsweise Lehrer Krick (Hans-Peter Königs) nicht nur seine Lateinklasse, sondern auch das Publikum an. Wohingegen der gutmütige Vertretungslehrer Müller-Liebenstreit (Hermann-Josef Skutnik) als Reaktion auf seine antiautoritären Lehrmethoden von seinen Schülern mit einem gelangweilten „Ey, müssen wir heute schon wieder machen, was wir wollen?“ begrüßt wird. Doch neben herzhaft lustigen Dialogen sorgen auch die abwechslungsreichen Darbietungsformen dafür, dass kein Auge trocken bleibt: So werden beispielsweise mit Shakespeare-Zitaten die Machtrangeleien der städtischen Schuldirektoren präsentiert oder unter Begleitung von Saxofon, Keyboard und Trompete zur Melodie von „Sex Bomb“ Hymnen an die schreckliche Klasse 6b gesungen.

Neben guter Abendunterhaltung sorgte das Programm mit den dargestellten Klischees von Schülern, Eltern und Lehrern vor allem für eins: Die Erkenntnis, dass in jedem Klischee auch eine große Portion Wahrheit steckt. Dafür bekamen „Die Daktiker“ schallenden Applaus.

 

 


die daktiker – Deutschlands dienstältestes Lehrer-Kabarett