Kritiken



Einer geht noch – Best of Adolphinum

Premiere: 06.11.2009, Stadttheater Lippstadt

 

 

Die Lippstädter Zeitung "Der Patriot" zur Premiere
von "Einer geht noch – Best of Adolphinum" am 9.11. 2009:


Schul-Pointen im Sekundentakt
Wenn Schule zur Satire wird: Zum 25-jährigen Bestehen präsentieren die daktiker ihr „Best of“-Programm


 

LIPPSTADT • Einen Kuschelkurs fahren die daktiker ja nicht gerade. Seit 25 Jahren hält das heimische Kabarett der deutschen Bildungspolitik den Spiegel vor. Mal abgesehen davon, dass diese Form der Darbietung den vier leibhaftigen Pädagogen auf ihren Touren durch die Bundesrepublik Gelegenheit gibt, sich den Frust von der Seele zu schreien – das Jubiläumsprogramm „Einer geht noch“ geriet am Freitagabend auf der Studiobühne zu einem herzerfrischenden Satireabend der Superlative, der nicht nur Lehrern die Tränen in die Augen trieb.Und sie waren gut drauf. Im Sekundentakt lieferten Hans-Peter Königs, Hermann-Josef Skutnik, Andreas Boxhammer und Brigitte Lämbgen Pointen auf die Missstände im Schulwesen, eine unausgegorene Gesetzgebung und den täglichen Kampf im Klassenzimmer.
Das aus allen fünf Programmen unter der Regie von Rüdiger Weigang entstandene „Best of“ bot eine explosive bunte Mischung aus Szenen und Musik mit Nummern, in denen einmal mehr überzeichnete Charaktere einen etwas skurrilen Blick auf den Schulalltag werfen.

Doch die Vier schafften es ja noch nicht einmal zur Feier, weil Navi „Uschi“ in Müller-Liebenstreits Ente den Jubilaren den Schweiß auf die Stirn trieb. Das war ein herrlich schwungvoller Einstieg, der die Fährte legte für ein Programm voller Zynismus und Eitelkeiten. Allen voran Oberstudienrat Krick, der mit seiner Intoleranz mal wieder nicht hinterm Berg hielt und als Fossil der 50er-Jahre in Outfit und Methoden am städtischen Gymnasium Adolphinum zusammen mit den Kollegen kein Auge trocken ließ.

Die daktiker zogen verbale Trümpfe aus der Tasche, ereiferten sich in Wortspielen und Wortwitz: Da verstand man „sein eigenes Machtwort nicht mehr“; es ging um Lehrstandserhellungen und Gütesiegel für die hyperaktive Schule, Gleitzeitbrille und Ölprinz statt Erlkönig.

Sie trafen den schroffen Tonfall der Jugendlichen oder schwelgten im Geschacher ums Personal in Faust´scher Versform. Wenn Kevin von der Klassenfahrt und den Turteltauben Müller-Liebenstreit und Langowski erzählte, kam man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Und irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, dass die daktiker ihre Zöglinge im wahren Leben eigentlich ganz lieb haben. Lehrer aus Berufung eben. Dafür gab´s dann auch ein Kuscheltier aus dem Publikum, das zudem mit Raketen und frenetischem Applaus dankte. 25 Jahre die daktiker – das ist eindeutig nicht genug. Prösterchen!

 

 


die daktiker – Deutschlands dienstältestes Lehrer-Kabarett