Kritiken



All inclusive – Keiner bleibt zurück

Premiere: 07.11.2014, Stadttheater Lippstadt

 

 

Die Lippstädter Zeitung "Der Patriot" zur Premiere

von "G 8, 9... - aus!" am 14.11. 2017:


Coole Socke Maynard
daktiker-Premiere "Adolphinum - all inclusive"
begeisterte auf der Studiobühne

 

 

LIPPSTADT • Ja, was hat denn Fontanes „John Maynard" mit gelungener Inklusion zu tun? Und wie schafft es ein Gymnasium, eine „Modellschule des gemeinsamen Lernens" oder - moderner ausgedrückt – „Schule all inclusive", zu werden? Diese und noch viele weitere erstmals gestellte Fragen beantworten die daktiker in ihrem neuen Programm „Adolphinum - all inclusive. Keiner bleibt zurück". Am Freitag feierte das nach eigenen Angaben dienstälteste Lehrerkabarett Deutschlands auf der Studiobühne nicht nur diese Premiere, sondern auch 30jähriges Bühnenjubiläum. So despektierlich wie eh und je werden das deutsche Bildungssystem und der alltägliche "Klassenkampf" durch den Schulkakao gezogen. Als leibhaftiger Pädagoge weiß man ja schließlich, wovon man spricht - und singt.

Da verzweifelt beispielsweise der ewig kommissarische Schulleiter Willi R. Lass (Andreas Boxhammer) an den Entscheidungen und nicht zuletzt an der telefonischen Warteschleife der Bezirksregierung.

Die wird - mit einer wohlklingenden Stimme aus dem Off - als Service- und Assessment-Center vorgestellt, bevor Pink-Floyd-Klänge eine Endlosschleife ankündigen. Ein Gag, der in abgewandelter Form immer wieder für Vergnügen im Publikum sorgt…

Wie an fast jeder Schule gibt es auch im fiktiven Adolphinum noch ein echtes Pädagogenfossil. Hans-Peter Königs ver(lehr)körpert den Vorruheständler in spe, Oberstudienrat Karl-Eduard Krick, mimisch und gestisch auf herrlich komische Weise. Sein mit antiquierten Lehrmethoden operierendes Alter Ego statuiert nach der Pause gleich mal an den zu spät zurückkehrenden Zuschauern ein Exempel und erteilt mit autoritärer Stimme Verweise. … Da hat auch der einzige Angestellte im Lehrerzimmer, „bezahlt wie ein Hilfslehrer aus der Kaiserzeit", nichts zu lachen. Der sanfte, mit der deutschen Grammatik ein klein wenig auf dem Kriegsfuß stehende Lehrer Volker Müller-Liebenstreit (Hermann-Josef Skutnik] muss einiges einstecken und wäre auch zu gerne "entfristet", sozusagen „fristlos befördert".

Nun, immerhin ist ihm Kollegin Hilde Lengowski (Brigitte Lämbgen) seit der letzten Klassenfahrt von Herzen zugetan. Die Gleichstellungsbeauftragte … stellt ihre gerade in einem Fortbildungskurs erworbenen Kenntnisse in Gebärdensprache zur Freude der Zuschauer unter Beweis. Währenddessen setzt sich das Kollegium musikalisch mit dem Thema „Kopierer" in allen Facetten auseinander. Ganz nebenbei lernt das Publikum dabei, in Gebärdensprache zu applaudieren. Inzwischen ist auch Inklusionsschülerin Lilli Liebherr „schon so gut integriert. dass sie gar nicht mehr auffällt".

Und damit wäre dann auch die Anfangsfrage beantwortet. Denn während sich die Inklusionsklasse 9c mit Fontanes Ballade auseinandersetzt, malt Lilli eine Schwalbe aus. …Bevor das Publikum das pädagogische Quartett erst nach drei Zugaben von der Bühne lässt, … werden die begeisterten Zuschauer mit dem zwar nicht mehr neuen. aber immer wieder umwerfenden Dr.-Bass-Song belohnt.

• hewi

 

 


die daktiker – Deutschlands dienstältestes Lehrer-Kabarett